Schlagwörter
altenheim, altenpflege, fachkräfte, gerechter lohn, gesundheit, kapitalismus, medikamente, menschen, pflege, qm, qualitätsmanagement, respekt, verantwortung, wirtschaftlich
am donnerstag wurde in bonn ein altenpflegeheim vom mdk (medizinischer dienst der krankenkassen) teilgeschlossen und für 60 bewohner der pflegestufe 2 und 3 mußten ziemlich plötzlich neue versorgungsplätze gefunden werden. grund dafür, so heißt es in der presse, sei der verdacht auf ‚gefährliche pflege‘; außerdem wird in zwei todesfällen ermittelt.
„gefährliche pflege“ ist relativ klar definiert und umfaßt das gesamte spektrum der versorgung pflegebedürftiger menschen: hygiene, unterbringung, sicherheit, medikamentöse versorgung etc. alles, was zur folge hat, daß der zu pflegende schaden nimmt, ist „gefährliche pflege“. der laie denkt sofort an ungehörige fixierungen, wundgelegene patienten, haare waschen einmal im monat und falsche oder vergessene medikamentengaben. logisch, so erwarten wir altenheime eigentlich…
im zeitalter von qualitätsmanagement (qm) ist altenpflege im allgemeine wunderbar abzuchecken und das ist das, was der mdk macht. ist ja auch gut so. manchmal. manchmal ist es einfach ziemlich bekloppt und realitätsfremd, was da angekreidet wird. im zusammenhang mit bonn wird häufiger gesagt, daß die dokumentation nicht stimmig ist. sowas kann fatal sein. wenn nicht ordentlich dokumentiert wurde, daß insulin gespritzt wurde, dann macht es die nächste schicht mal schnell doppelt. qm sollte vor sowas eigentlich schützen, wenn aber keine zeit für eine ordentliche dokumentation ist, weil zu wenig fachkräfte da sind, wird es zu einer falle. und leider in immer mehr heimen auch zu einer fixierung: qm wird so wichtig, daß darüber verantwortung und pflege vergessen wird.
wenn fachkräfte fehlen, warum werden dann keine eingestellt, bzw. warum wird auf zeitarbeitssysteme zurückgegriffen? das ist zusammengenommen ein überall verbreitetes problem. klar, weil die heimträger aufs geld gucken, oder gar geld machen wollen. aber nicht nur: häufig stehen tatsächlich keine vernünftigen kräfte zur verfügung, weil kaum noch jemand gewillt ist, diese arbeit zu dem üblichen lohn zu machen. und mit recht. und die, die den job doch machen, ehrlich, vor denen zieh ich den hut. die frustrationsquelle ist unerschöpflich, die arbeit ist hart, stressig, verantwortungsvoll und unter den allermeisten bedingungen nicht zu schaffen. das system sorgt dafür, daß die, die es tragen, verheizt werden. die trägerschaften sind so darauf fixiert, die kosten gering zu halten, daß sie nicht mehr sehen, wie es den menschen dabei geht, sowohl den pflegenden wie den zu pflegenden. der mdk ist so darauf eingestellt, recht zu haben, daß er solch eine schließung und radikalverlegung wie in bonn für angemessen hält. der träger ist so darauf versessen, das gesicht zu wahren, daß erstmal noch mehr qualitätsmanagement betrieben wird.
es ist fatal und wird es bleiben, so lange die versorgung von alten und kranken wirtschaftlichen gesichtspunkten genügen muss. mit altenpflege und gesundheit sollte kein geld gemacht werden können!