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arbeitsbedingungen, billig, billig hat seinen preis, billiglohn, billiglohnländer, katastrophe, kunsumverhalten, menschenrechte, moral, nachhaltigkeit, pakistan, saubere kleidung, sklaven, verantwortung, zulieferkette
wußtet ihr, daß kik zur tengelmann-gruppe gehört, genauso wie obi und kaiser’s? ich nicht.
zum ersten mal kommt es zu einer klage gegen einen deutschen textilkonzern durch arbeiter eines asiatischen herstellerbetriebes. es geht um den brand bei ali enterprises in der pakistanischen stadt karatschi am 11. september 2012. dabei kamen mehr als 250 menschen ums leben, viele verletzten sich schwer beim sprung aus dem gebäude oder durch rauchvergiftungen. das fabrikgebäude stellte eine fatale falle dar, weil bis auf einen alle notausgänge verriegelt und die allermeisten fenster vergittert waren.
kik war mit 75% hauptkunde und reagierte:als soforthilfe zahlte man damals 500 000 dollar und erhöhte sie auf 1 million – man sah sich in einer „moralischen verantwortung“; auf eine längerfristige entschädigungszahlung für die opfer und hinterbliebenen wollte sich der konzern allerdings nicht einlassen, weil es keine ursächliche verantwortung gäbe.
das sieht die anklagevertretung anders: die klage lautet „auf verletzung der menschenrechte in der zulieferkette“. wenige wochen vor dem brand hatte kik in einem audit vor ort dem gebäude noch „gesundheit und sicherheit am arbeitsplatz“ zertifiziert. die verschlossenen fluchtwege und offene kabelanlagen waren dabei zwar bemerkt aber nicht beanstandet worden. kik gibt in seinem nachhaltigkeitsbericht von 2013 sogar zu, daß dies eine fehleinschätzung gewesen sei, die die katastrophe erst möglich machte. damals glaubte man allerdings auch noch, mit 1 million aus dem schneider zu sein.
heute wird geld lieber ausgegeben für eine pr-firma. die verbreitet jetzt, daß die textilfabrik ali enterprises opfer eines brandanschlags wurde, weil sie sich geweigert habe, schutzgelder zu zahlen. angeblich seien auch die fluchwege vorsätzlich blokiert worden. das scheint zu stimmen, denn kik hatte das ja selbst schon in der zertifikation wochen vorher festgestellt.
aber wozu die aufregeung…warten wir erstmal ab, ob die klage überhaupt zugelassen wird. es gibt genug weiße stellen im deutschen rechtssystem, die dafür sorgen werden, daß auch in zukunft die firmen hier keine verantwortung übernehmen müssen für die herkunftssituaion ihrer produkte.
und jetzt schön zurücklegen und denken: jau, schweine!
nee! das kik und die anderen so handeln hat seine ursache darin, daß wir alle möglichst alles möglichst billig haben müssen. es bedarf keiner gesetzte, das zu beeinflussen. es braucht nur ein bißchen anderes konsumverhalten. und nicht die handschuhe für ein euro in irgendeinem billigladen kaufen, weil die so lustig bunt sind. oder diese krass coole tasche für 4,50€. oder die lampe fürs fahrrad für 4,99€ – mit batterien….oder oder oder. dies sachen halten zum einen nicht lang – und eine sekunde nachdenken reicht um zu erkennen, daß in diesen preisen unmöglich gute arbeitsbedingungen stecken können – mal ganz abgesehen von der unmöglich nachhaltigen gewinnung der rohstoffe.
ach ich hörs schon: das beliebteste aller gegenargumente…ich nenn es für mich das anti-bio-argument: „bei bioeiern weißte auch nich, wo se herkommen“. umgemünzt auf klamotten: „bei den marken weißte auch nicht, was die machen, und deshalb mehr geld zahlen?“…zum teil richtig: also, ‚die‘ machen es auch unter fiesen bedingungen, aber man weiß es: http://www.saubere-kleidung.de/index.php/pressemitteilungen/449-hugo-boss-teure-anzuege-zu-armutsloehnen
’saubere seiten‘ ist eine seite, von der man sein wissen holen kann, das netz stellt aber viele möglichkeiten zur verfügung. man müßte halt gucken…aber wir haben ja alle keine zeit und überhaupt…klar, seh ich ein. aber an der kasse eine sekunde lang zumindest die miesen bedingungen, unter denen mein einkauf hergestellt wurde, zu würdigen, das wäre was!!
ach ja, ein argument hab ich vergessen: wenn wir nicht die billigsachen kaufen würden, hätten „die da drüben“ gar nix , würden noch schlimmer dran sein. aber das ist ein schönes im-kreis-argument: nix da. ganz im gegenteil, wenn wir nicht alle so schnäppchengeil wären, ginge es „denen da“ mit sicherheit besser, weil nur ein preisdruck solche bedingungen erzeugen kann. und eine notlage ausnutzen, um sklavenproduktion zu ermöglichen kann einfach kein bestimmendes argument sein!
ich wiederhole mich: billig hat seinen preis, und wir werden ihn nicht irgendwann bezahlen, wir zahlen ihn heute und jetzt!